Vor unserer
grossen Wanderung, also der geplanten zweitägigen Tour auf den Urirotstock,
wollten wir gestern noch eine Trainingswanderung machen. Vorgesehen war die
Strecke Balsthal – Hällchöpfli – Günsberg, doch da „unsere“ S7-Strecke unterbrochen
war, mussten wir umplanen, was mit GA, SBB-App und Schweizmobil-App jederzeit
möglich ist (jedenfalls wenn man Netz hat).
Wir starten
in Oberdorf SO (571m) und steigen erst gemächlich und dann immer steiler
bergan. Unser Weglein ist zwar in der Karte eingezeichnet, aber nicht als
Wanderweg markiert. Es scheint nur selten begangen zu sein. Bevor wir auf dem
Grat (ein kleines bisschen) klettern müssen, steht da an einem Aussichtspunkt
überraschenderweise ein kleines Bänklein. Im „Gipfelbuch“ sehen wir, dass heute
schon jemand da war und eine Gämse gesehen hat.
Der Weg auf dem Grat der Geissflue bis zum Höchsten Punkt, der Gitziflue (1324m), gefällt uns gut – aber alleine möchte ich hier nicht unterwegs sein. Zum Glück sind wir beide schwindelfrei. Oben essen wir Zmittag. Die Fortsetzung des Pfades ist zwar auf dem GPS und der Karte nicht eingezeichnet, aber gut begehbar. Schliesslich treffen wir auf die – wieder „bevölkerte“ – Wanderland-Route 5 (Jura-Höhenweg) und folgen ihr bis auf die Hasenmatt (1445m).
Um die Knie
nicht zu stark zu beanspruchen, wählen wir für den Abstieg nach Gänsbrunnen
nicht die direkte Variante, sondern diejenige über Stallberg-Binzberg. Auf dem
Abstieg verlieren wir uns (wegen eines Missverständnisses, natürlich
ausgerechnet im „Funkloch“), treffen uns dann aber glücklicherweise wieder und können
gemeinsam weiterwandern. Hätten wir gewusst, dass in Gänsbrunnen kein
Restaurant geöffnet hat, wären wir wohl im Binzberg eingekehrt. So verzehren
wir halt beim Bahnhof Gänsbrunnen den Rest unseres Proviants.
Wir sind
ungefähr 6 Stunden gewandert, 950 Höhenmeter aufwärts, 14,6 km, und sollten jetzt
also gut trainiert sein für die grosse Tour. Nur das Wetter muss noch stimmen
am nächsten Wochenende
Am Abend
habe ich dann in Franz Hohlers Buch „52 Wanderungen“ die wunderschöne
Beschreibung des Aufstiegs auf die Geissfluh gefunden. Ein paar Zitate:
„Das muss das Weglein einer verschworenen
Gemeinschaft sein, weitab von allem Offiziellen, gelb Markierten, und ich folge
ihm mit Freude und Vorsicht, achte auch immer auf den möglichen Rückweg. ....
Ich erreiche schliesslich einen Punkt, den ich als Geissfluh betrachte, eine
Felsnase oberhalb der Klus zum Weissenstein. An der Föhre ist ein Kästchen
befestigt, das ein schönes kleines Buch enthält, ein Gästebuch, in das sich die
Verschworenen einschreiben können. ... Von hier geht es nun über einen Grat
weiter in die Höhe. ...und (ich) halte mich weiter an den Gratweg, der mich
irgendeinmal in die Gegend der Hasenmatt bringen sollte, die ich kenne. ...auf
dem mich schon von weitem ein gelber Wanderwegweiser willkommen heisst. Etwas
kleinlaut trete ich vor ihn hin, ein reumütiger Abtrünniger, der froh ist, dass
man ihm sagt, wie weit es nach Gänsbrunnen ist.“ (7.11.2003)
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